Ganzheitliche Medizin
Jemand kommt zu mir, schildert ein Symptom, ein Problem, eine Beschwerde, eine Angst.
Natürlich stelle ich mir die medizinischen Fragen: welches Organ ist betroffen, welche Funktion gestört, was könnte das schlimmstenfalls sein, wohin könnte/wird es sich entwickeln, was ist das Wichtigste/Dringlichste zu tun, um größeren Schaden abzuwenden?
Dann kommen die weiterreichenden Fragen: sieht aus wie ein Magengeschwür, aber was ist es wirklich? Warum hat er genau das und nicht etwas Anderes/Ähnliches? Wie fühlt er sich damit, wie war das zu der Zeit, als es anfing? Was denkt der selbst, was/warum er das jetzt hat? Mit wem oder was in seinem Leben hängt das zusammen?
Auf manche dieser Fragen können Betroffene oft schon selbst Antworten geben, haben sich vielleicht schon Gedanken dazu gemacht. Auf andere häufig nicht, und das bedeutet, die entsprechenden Zusammenhänge sind nicht bewußt bekannt, und genau damit hängt ja das Auftreten von Beschwerden, die genaue Art einer Störung, eines Problems zusammen.
Noch tiefer greifen solche Fragen wie: von wem hat er das? Wem (Familie, Partner) will er eine Last abnehmen? Wer hatte vielleicht das Gleiche früher schon? Was geschah vorher? Was kommt danach? Wenn er nicht achtsam reagiert? oder sich tatsächlich etwas ändert? Geht’s ihm dann wirklich besser? Oder bekommt er dann einfach nur etwas Neues? Will er tatsächlich etwas ändern?
Man muß dazu etwas wissen, das erzähle ich oft den Leuten, manchmal auch den Kindern, die verstehen es am leichtesten!
Man muß etwas wissen, was in alten Zeiten den Menschen schon mal klar war, es ist nur uns in unserer heutigen Sichtweise aus dem Blick geraten: wir Menschen bestehen wie alles Andere auf der Welt eben nicht nur aus dem was man sehen und anfassen kann, sondern da ist noch was, besser gesagt da ist noch viel mehr, und das ist das EIGENTLICHE, das WESENTLICHE.
Manche sehen mich erstaunt an, und ich sage ihnen dann, überlegen Sie doch mal, was finden Sie sympathisch an ihrem Mann, ihrer Frau? Was bleibt in der Vorstellung, wenn sie die Augen schließen? Na klar, das sind diese Dinge: wie einer sich ausdrückt, wie mitfühlend er denkt, wie anmutig sie sich bewegt, die Stimme. Der Charakter. Alles genau eben keine ‚Dinge’. Nicht anfassbar. Nicht meßbar. Und nach dem was seit Vorzeiten bekannt ist – und was hellfühlige/sichtige Leute natürlich auch heute klar sehen können – gibt es an uns nicht einen solchen unsichtbaren Teil, sondern mehrere. Früher nannte man diese Teile auch ganz einfach Körper – nur nichtmaterielle eben.
Ich bin da etwas vorsichtig, würde nicht sagen nichtmateriell, eher sind die nur etwas anders, feiner materiell, oder gröber geistig, je nachdem von wo man es betrachtet. Sagen wir der Einfachheit halber es sind sieben feinere Körper, jeder mit bestimmten Aufgaben und bestimmten spezialisierten Organen, mit Verbindungen untereinander und zu dem anfaßbaren Teil von uns.
Das GANZHEITLICHE, das besteht darin daß wir wissen und danach handeln, daß immer alles in allen diesen Körpern zugleich stattfindet, genauer: was auch immer in unserem grobstofflichen Körper stattfindet hat Ursprung oder Entsprechung in einem jener feineren Bereiche. In anderen Worten: zu jeder körperlichen Erscheinung gehört ein Gefühl, ein Gedanke, eine Beziehung, eine Ahnung, ein Bild, der Nachhall eines früheren oder die unausgesprochene Erwartung künftigen Erlebens, und dies muß man in Betracht ziehen will man nicht nur auf einer Ebene behandeln, sondern versuchen zu heilen.
Ich zähle sie dann kurz auf: ein feinerer Körper ist da, der stellt die Verbindung her zu dem den wir sehen. Steuert den. Wann müde, wann wach. Wieviel Appetit oder auch nicht. Und wieviel vom Gegessenen ansetzt und wieviel gleich verbraucht wird. Daß der gequetschte Finger wieder genauso nachwächst wie er vorher ausgesehen hat. Der Nächste ist unser Fühl-Körper, alle körperlich empfundenen Gefühle erleben wir durch den: die eisige Angst, die schmerzhafte Kränkung, die uns auf den Bauch schlägt, die Wut, an der wir platzen könnten. Wieder der Nächste ist der, mit dessen Kraft bewegen wir unseren Verstand. Na ja, mal mehr, mal weniger. Unser Bild von uns selbst. Und: über den sind wir mit den Menschen aus unserer Familie verbunden. Der vierte feinere Körper ist einer, über dessen Energie schaffen wir liebevolle Verbindungen über unseren engsten Kreis hinaus. Herzenswünsche, Sehnsüchte, Hingezogensein zu Menschen, Tieren, Pflanzen, Gegenden, Orten, vorausgesetzt dieser Körper ist kraftvoll und wir fühlen uns durch ihn in uns stark und sicher. Fehlen noch drei: ein Körper mit dem wir feinere Empfindungen haben, Gefühle und Gedanken von anderen spüren, Ahnungen haben, entscheiden was uns angenehm, sympathisch ist oder auch nicht. Blitzschnell, oft haben wir noch nicht mal angefangen drüber nachzudenken, und dieser Teil hat bereits eine Entscheidung gefällt.
Und er zeigt das nach draußen. Umgekehrt nehmen über den andere Menschen wahr, was bei uns ist, wie wir uns fühlen. Der vorletzte, der ist fürs höhere, komplexere Denken: Phantasie, Vorstellungskraft, Traum, Trance, symbolhaftes Denken, mit dem wir beispielsweise versuchen, so etwas wie GANZHEIT zu erfassen. Der Letzte schließlich ist unser Verbindungsorgan in die geistigen Welten: zu den Wesenhaften Elementen, Engeln, Hilfsgeistern, Ahnen und unserem ‚eigenen’ höheren Selbst in der benachbarten Anderwelt bis hin zu Ideenhaftem, den Schöpferkräften, dem was wir Menschen meinen wenn wir vom Göttlichen sprechen. Und wie gesagt, aus diesen Bereichen kommen die Anstöße für all das, was uns in Form von körperlicher oder seelischer Störung, Gemütsverfassung, Wertvorstellung entgegentritt. Oberflächlich betrachtet zunächst oftmals unverständlich, in Wahrheit aber unerbittlich folgerichtig. In diesen Körpern lebt all das, was unser gesamtes hier und heutiges Selbst, unsere derzeitige Persönlichkeit, ausmacht. Es sind Wesensanteile, die wir gemeinsam haben mit Anderen,Früheren aus unseren Familien, manchmal auch gemeinsam mit anderen Lebenden (ja, das geht! Gleichzeitig.). Auch solche, die wir erst im Laufe unseres Lebens entwickelten unter dem Eindruck dessen, was uns widerfuhr. Vielleicht auch bei innigem Kontakt oder in hochaufgeladenen prägenden Situationen (Geburt, Pflege, Sterbebegleitung, Liebe, Kampf, Unfall, Operation) sogar von ‚Fremden’ mitbekommene Anteile. Dies Alles macht uns aus: das ist, wie wir mit unserem Körper umgehen, wie wir uns in unserer Haut fühlen, unsere Überzeugungen, wie wir mit anderen umgehen (können), uns ‚geben’, unsere Lebenseinstellungen, Erwartungen, der Umgang mit Leben, Schicksal und Tod. Wahrscheinlich verstehen Sie jetzt den Zweck der eingangs vorgestellten Fragen, mit deren Hilfe wir uns der Ganzheit eines Menschen mit seinem jeweiligen Problem anzunähern versuchen. Für medizinische Diagnose reicht im Allgemeinen die Frage: wie sieht es nach außen hin aus? Aber für den Versuch einer Heilung muß es heißen: was bedeutet es – tief im Innern?